PROJEKT  "Billard Autorail A 80 D mit Beiwagen R 210 in H0e"


Auf einer Modellbahnbörse habe ich bereits vor mehr als 20 Jahren zwei weiss lackierte Gehäuse-Spritzlinge des Billard Trieb- und Beiwagens erworben, um sie danach in irgendeiner Kiste für lange Zeit zu vergessen. Die Ankündigung der Firma Ree Modèlisme aus Frankreich den Triebwagen in Kürze als Großserienmodell in H0e/H0m zu produzieren, wiedererweckte mein Interesse an dem urigen Fahrzeug. Da sich die Auslieferung nun leider bereits über mehr als zwei Jahre herauszögert, begann ich nach den zwei Gehäuse-Spritzlingen erfolgreich zu suchen und ich beschloss mich an deren Verwertung zu machen. Da ich im Fahrzeugbau so gut wie keine Erfahrungen habe, waren bzw. sind meine Erwartungen an das mögliche Ergebnis nicht allzu hoch. Gleichfalls ist die Auslieferung des Ree-Modells nun für Ende des Jahres angekündigt, so dass ein Mißlingen nicht allzu schwer wiegen würde und ich mich entschloss das Vorhaben anzugehen. 


Bei der Recherche im Internet habe ich herausgefunden, dass die Gehäuse von der nicht mehr existierenden Firma Mougel aus Frankreich produziert worden sind. Es gibt jedoch eine Firma IF INTERFER (423, Route des Morgues, 74150 Thusy) aus Savoyen, die diese weiter produziert und liefert (Artikelnummer Y5230 zum Preis von 8,-€ !). Darüber hinaus gibt es im Angebot von IF INTERFER auch weitere Bausatzteile um die Modelle zu komplettieren. 

Hierbei handelt es sich um Teile aus Plastik (Fenstereinsätze, Lampen, etc.) sowie auch unmontierte Bauteile aus Messing für das Fahrwerk und Drehgestelle. Ferner hinaus gibt es übrigens auch Komplettbausätze verschiedener Triebwagentypen französischer Schmalspurbahnen mit vormontierten Motorantrieben und wahlweise auch lackierten Gehäusen.

Ich habe mich entschieden, einige Bauteile zur Fahrzeug-Ausschmückung zu bestellen. Die Lackierung, das Fahrwerk sowie die Drehgestelle möchte ich jedoch selbst anfertigen bzw. andere vorhandene Bauteile verwenden, da ich als Erstprojekt keine Messingteile zusammenbauen möchte (bzw. kann).  


Als erster Arbeitsschritt musste eine Lösung für das Fahrgestell des Beiwagens mit Unterboden und Drehgestellen gefunden werden. In meiner Ersatzteilbox habe ich zwei Drehgestelle von Bemo für die Einheitswagen II der RhB gefunden, die sich von der Baugröße und Form gut eignen. Diese sind leicht mit Austauschradsätzen auf die Spurweite H0e umrüstbar. Als Drehzapfen passen M3 Schrauben mit einer Länge von 10mm perfekt in die vorhandene Bohrung im Drehgestell. Als Fahrgestellunterboden wählte ich spontan einen stabilen Karton aus einer Weinversandverpackung mit einer Stärke von ca. 5mm, den ich leicht mit einem Bastelmesser und einer Schere auf die Länge und die Breite des Gehäuses anpassen konnte. Der erforderliche Abstand zwischen Radsatz und Fahrgestellboden wurde mit zwei Unterlegscheiben hergestellt. Die Fixierung des Drehzapfens erfolgt durch eine Unterlegscheibe und eine M3 Sechskantmutter von der Oberseite des Untergestells aus. Zusätzlich fixierte ich ebenfalls mittels M3 Schraube und M3 Sechskantmuttergleichen eine kleine Metallplatte (Länge 70mm, Breite 10mm) mit bereits vorhandenen Bohrungen ein, um das Fahrzeuggewicht etwas zu erhöhen.    

Abb. 1: Fahrgestell des Billard Beiwagens aus Karton mit Bemo-Drehgestellen



Abb.2: Unterseite des Beiwagens mit im Gehäuseteil eingepasstem Fahrgestell


Das Fahrgestell aus Karton ist etwas breiter als das Gehäuseinnenmaß. Beim Zusammensetzen ist das Gehäuse mit den Fingern etwas zu spreizen. Wenn die gewünschte Position bzw. Einbautiefe des Fahrgestells im Gehäuse erreicht ist, erfolgt die Fixierung durch "Loslassen" und das Gehäuse zieht sich auf die Ausgangsmaße zurück. Das Fahrgestell sitzt so ohne zusätzliche Fixierung in der gewünschten Position fest im Gehäuse.

Erste Fahrversuche auf meiner H0e-Kompaktanlage mit N-Gleismaterial (R <180mm) verliefen nach kleinen Anpassungen der Fahrgestelleinbautiefe im Gehäuse absolut störungsfrei.



Abb.3.: Montierter Billard Beiwagen R 210 im Versuchsbetrieb auf der H0e-Kompaktanlage

Nach diesem ersten kleinen Erfolg gewann ich deutlich mehr Interesse dieses Projekt weiterzuverfolgen.
Als nächster Arbeitsschritt machte ich mich an die Lackierung. Ich habe mich für die vorbildgerechte rot-perlweiße Variante entschieden. Bei dieser Variante ist das Dach und das Fensterband in perlweißer Farbe ausgeführt (CFD Compagnie de Chemin des Fer Departmenteaux), so dass es lediglich eines zusätzlichen Lackierungsvorgangs bedarf. Der untere Bereich bis zum Zierstreifen ist in kaminrot lackiert. Nach einigen Recherchen entschied ich mich gegen eine Lackierung mit Airbrushtechnik- da ich hierfür weder die Ausrüstung noch Erfahrung habe. Zudem sind die zu lackierenden Flächen doch relativ klein, so dass ich mich deshalb für die klassische Lackierung mittels Pinsel entschieden habe.

Für das Vorhaben habe ich ein neues Pinselsortiment sowie einige EMAIL COLOR Farben (u.a."weiss", "kaminrot", "schwarz") und Grundierungsspray von Revell sowie Abdeckband von TAMIYA erworben. Diese Artikel sind beispielsweise in vielen Filialen der Drogeriemarktkette Müller vorrätig (Gesamtkosten ca. 15,- €)


 Abb. 4: Gehäuse mit Masking Tape (Abeckband) vor der ersten Lackierung mit EMAIL COLOR-kaminrot Farbe.        


Den Bereich des Fensterbandes, der in weißer Farbgebung gehalten ist habe ich vor der Lackierung mit dem Masking Band (Tapebreite 4mm) abgeklebt. Danach wurde der erste rote Farbaufstrich vorgenommen. 


 Abb.5: Beiwagen-Gehäuseteil nach dem ersten roten Farbauftrag


Das Ergebnis nach dem ersten Farbauftrag war noch relativ bescheiden. Anhand von Erfahrungsberichten war mir jedoch bereits vorab bekannt, dass für ein zufriedenstellendes Ergebnis mehrere Farbaufträge erforderlich sind. Nach insgesamt 3 Wiederholungen habe ich das Masking Tape abgezogen und ein aus meiner Sicht zunächst zufriedenstellendes Ergebnis erzielt. 

Abb.6: Arbeitsergebnis nach dreimaligen Farbauftrag


Abb.7: Billard Beiwagen R  210 in rot-weißer-Lackierung mittels Pinsel und Revell EMAIL COLOR-Farbe.


Zwischenzeitlich habe ich das Fahrwerk aus Pappe gegen eine etwas stabilere Konstruktion ersetzt. Hierfür habe 4 mm dickes Pappel-Sperrholz verwendet. Das bisherige Fahrwerk aus Pappe diente hierfür als Schablone für den Zuschnitt und für die Bohrungen. Das 4mm dicke Sperrholz lässt sich leicht mit einem kleinen Schraubenzieher "durchstanzen". Die Kanten lassen sich danach mit einer Holzraspel und Schleifpapier entgraten und auf das erforderliche Maß bringen.

Abb.8: Überarbeitetes Fahrwerkuntergestell aus Pappel-Sperrholz.

Abb.9: Unterseite des montierten Fahrwerkuntergestells

Für die Fenstereinsätze habe ich aus der Verpackung eines Olymp-Hemds die Cellophan- Kragenverstärkung verwendet und für die beiden Längsseiten passend zugeschnitten. Für die Fenstereinsätze der gewölbten und runden Frontseiten sind die Cellophan Streifen zu starr, aus diesem Grund habe ich hierfür durchsichtiges Klebeband von der Innenseite angebracht.

Abb. 10: Gehäuseteil mit den von innen angebrachten Fenstereinsätzen.


Diese Lösung sieht von der Seite recht ansprechend aus.  Von vorne betrachtet ist diese Lösung eher suboptimal, da die Fenstereinsätze von innen nicht bündig mit dem Gehäuse von außen abschließen. Hier ist jedoch Besserung in Sicht, für den Fall, dass die Lieferung der Fenstereinsätze von IF INTERER aus Frankreich eintreffen sollte.

 Abb.11: Montierter Billard-Beiwagen mit verbesserten Fahrgestell und lackierten Gehäuse mit Fenstereinsätzen.


Für die weitere Ausgestaltung habe ich beidseitig jeweils 2 Brems- und Heizschlauchleitungen sowie eine Mittelpufferattrappe angebracht. Damit sieht der Beiwagen aus meiner Sicht schon einmal ganz ordentlich aus.

Abb.12: Billard-Beiwagen mit beidseitigen Bremsschläuchen



Abb.13: Zugerüsteter Billard-Beiwagen im Anlageneinsatz


Abb.14: Modell des Autorail Billard A 80 D/R 210 des französischen Herstellers Mougel in Baugröße H0e/H0m.(Foto Loco Revue)


Nach dem Abschluss des "Rohbaus" des Beiwagens, stand die nächste Herausforderung im Form des Triebwagen Antriebs und des Fahrgestells an. Hierzu in Kürze an dieser Stelle mehr.....  

Abb.15: Ausblick auf Teil 2 des Bauberichts über den Autorail Billard A 80 D/ R 210 aus Gehäuse-Spritzlingen des französischen Herstellers Mougel in H0e.


Zwischenzeitlich ist auch die Lieferung von IF INTERFER aus Frankreich eingetroffen.

Abb. 16: Bauteile für das H0 -Modell des Billard Autorail A 80 D / R 210 der Firma IF INTERFER (lackiertes Gehäuse 28,50€, Fenstereinsätze 9,- €, Fabrikationsschild aus Messing 7,90 €, Inneneinrichtung 11,90 €, diverse Ausrüstungseinrichtungen Lüfter, Lampen, Griffstangen, etc. 16,90 €) .


Abb. 17: Vergleich der Gehäuseteile für den Billard-Beiwagen (oben werksseitig lackierte Variante, unten eigene Lackierungsvariante mit Cellophan-Fenstereinsätzen)


Die von IF INTERFER angebotene Variante hat oberhalb des Fensterbandes einen roten Streifen und ein silberfarbenes Dach. Der Weißton ist deutlich gelblicher sowie der Rotton etwas dunkler. Deutlich sichtbar ist auch der dünnere und gleichmäßigere Farbauftrag durch die Airbrush-Lackierung. Ich habe mich daraufhin entschlossen, zumindest die Dachfarbgebung ein wenig anzugleichen und die beiden selbstgestalteten Gehäuse für Trieb- und Beiwagen silbergrau zu lackieren. Das Resultat des ersten Farbauftrags ist in der nächsten Abbildung dargestellt. Beim IF INTERFER Beiwagen sind zwischenzeitlich bereits die orginalen Fenstereinsätze sowie ein weiteres Fahrwerkuntergestell auf Basis von Bemo Drehgestellen eingebaut.

Abb. 18: Billard Beiwagen R 210 aus Bauteilen von IF INTERFER und Eigenbau Fahrgestell. Es fehlen noch die Frontfestereinsätze sowie die Griffstangen für den Einstieg. Das Fahrzeug ist bereits voll einsatzfähig.

Abb. 19: Vergleich der Gehäuseteile (von vorne: R 210 IF INTERFER-Lackierung, A 80 D und R 210 Eigenlackierung)


Bei der Recherche nach geeigneten Fahrwerken zur Motorisierung des Triebwagens bin ich auf die Produkte der Firma Tomytech aus Japan gestossen. Tomytech bietet eine Vielzahl von unterschiedlichen Fahrgestellten für die Spurweite N zur Motorisierung von Standmodellen -vorwiegend von Straßenbahn- und Triebzügen- an. Eine Auswahl an Tomytech-Produkten werden in Europa über die bekannte Modellbaufirma Faller vertrieben. Für die Motorisierung des Billard-Triebwagen erschien mir das Fahrwerk TM-06 R geeignet. Das Fahrwerk mit den Maßen 116 mm / 15 mm (Länge /Breite) und einen Drehgestellabstand von 80mm sowie einen Achsabstand von 14mm ist in das vorhandene Gehäuse integrierbar. Über eine Internetaktionsplattform konnte ich das Fahrgestell zum Preis von 45,-€ von einem Händler aus Deutschland in wenigen Tagen erwerben.

Zum Lieferumfang des Fahrwerks gehören zusätzlich eine Auswahl von drei verschiedenen Typen von Drehgestellblenden, zwei Kupplungsadapter für die N-Standardkupplung, eine ansteckbare Fahrwerksverlängerung mit Bohrungen zur Herstellung einer Fahrwerksbefestigung am Gehäuse sowie eine Gebrauchsanweisung in japanischer Sprache.


Bild 20: Fahrwerk TM-06R mit Zubehör von Tomytech als Basis  für die Motorisierung des Billard-Triebwagens.    


Als nächster Arbeitsschritt musste eine Lösung für die Verbindung von Gehäuse und Fahrwerk geschaffen werden. Hierzu nutzte ich -wie bereits bei den Beiwagen- die bewährte 4mm Spanplatte als Gehäuseunterseite. Im Unterschied zu der geschlossenen Gehäuseunterseite der Beiwagen, ist für den Triebwagen eine entsprechende Öffnung vorzusehen, damit das Tomytech Fahrgestell darin fixiert werden kann.    





 Bilder 21, 22, 23 und 24: Fahrwerksunterseite des Triebwagengehäuses mit Öffnung zur Aufnahme des Tomytech-Fahrwerks


Das Tomytech-Fahrwerk sitzt bereits ohne zusätzliche Fixierung fest in der Öffnung des Gehäuseunterteils. Die Herstellung einer festen Verbindung ist zu einem späteren Zeitpunkt jederzeit möglich. Hierzu bedarf es lediglich kleiner Bohrungen an den markierten Stellen und geeigneter Schrauben mit Muttern die durch die Öffnungen der Fahrwerksadapter passen (M2).   


Das Fahrwerk besitzt übrigens dank der beiden Schwungmassen und der 4-Punkt-Stromaufnahme an jeder Fahrzeugseite über hervorragende Fahreigenschaften. Da es sich um ein Fahrwerk für die Spurweite N handelt, durchfährt es selbstverständlich auch sämtliche Radien der N-Gleisgeometrie, vorausgesetzt das Ausschweifen der Drehgestelle wird nicht durch Gehäuseteile blockiert.  Dies kann jedoch durch das geeignetes variieren der Einbautiefe der Gehäuseunterseite (Spanplatte) im Gehäuse vermieden werden. Hiermit ist sogar ein Betrieb auf meiner H0e-Kompaktanlage mit einem Mindestradius von 180mm möglich !  

Abb. 25: H0e-Triebwagen Billard A 80 D mit Tomytech TM-06R Fahrwerk.


Als nächste Arbeitsschritte stehen nun noch der Ein- bzw. Anbau der erworbenen Ausschmückungsteile von IF Interfer sowie das farbliche Finishing und Altern der Fahrzeuglackierung an.
Darüber hinaus konnte ich mittlerweile ein Standmodell des Billard A 80 D in Spurweite H0m aus der Serie "Michelines et Autorails" der Éditions Atlas Collections (23, Rue Lavoisier, 27000 Évreux) über eine Internetauktionsbörse erwerben (ca. 50 €), welches ich bereits zu einem rollfähigen H0e-Modell umfunktioniert habe. Hier habe ich ebenfalls eine Motorisierung mittels eines Tomytec Fahrwerks bereits in Planung...    

  Abb. 26: Triebwagen Billard A 80 D als Standmodell von Éditions Atlas in Spurweite H0m 


Abb. 27: Rollfähiges H0e Modell des Triebwagens Billard A 80 D von Éditions Atlas. Ersatz der vorhandenen, nicht rollfähigen H0m Drehgestelle durch zwei verschiedene Bemo Drehgestelle (RhB-Einheitswagen, DB-Kb4i)  


Mittlerweile konnte ich ein weiteres Standmodell von der Serie Editions Atlas erwerben und bereits erfolgreich motorisieren. Hierzu kam ebenfalls ein Fahrwerk von Tomytech vom Typ TM 15-R sowie Bauteile aus dem 3-D-Druck von Shapeways zum Einsatz.

Bild 28: Demontierter Triebwagen Billard A 80 D von Éditions Atlas Collections


Bild 29: Eingesetzte Tomytech Fahrwerke TM 06 R für das Mougel-Modell (oben) und TM 15 R (unten) für das Éditions Atlas-Modell im Längenvergleich

Bild 30: 3-D Drucke des Fahrwerkchassis und der Drehgestell-Blenden von Shapeways für das Billard A 80 D Modell von Atlas


Bild 31: Tomytech TM 15-R Fahrwerk für Spurweite N eingebaut im Fahrwerkschassis von Shapeways 


Bild 32: Entfernen und Entgraten der Gehäuse-Spritzform vor dem Einbau des Fahrwerkchassis in das Triebwagen-Gehäuse


Bild 33: Verbindung des Fahrwerkchassis mit dem Tomytech Fahrwerks mittels M2 x 10mmm-Schrauben und M2 Mutter.


Bild 34: Motorisierter Billard A 80 D Triebwagen von Éditions Atlas in H0e noch ohne Drehgestell-Verkleidungen.


Bild 35 und 36: Verschiedene Modelle des Billard Trieb- und Beiwagens im Testeinsatz.