NEUE PROJEKTIDEE: Märklin H0 -Retro-Anlage

Der Anlass:

Vor Kurzem habe ich von meinem Nachbarn zwei Umzugskartons voll mit gebrauchtem Märklin H0-Material überlassen bekommen. In der Kiste waren neben einigen Märklin-Lokomotiven und -Wagen eine Menge alter M-Gleise, die vorwiegend aus den 70er Jahren stammen mussten. Ich fühlte mich schnell in die Zeit zurück versetzt, in der ich selbst leidenschaftlich mit den M-Gleisen spielte. Mit der Zeit wuchs der Gedanke, den noch zahlreich vorhandenen eigenen Märklin Lokomotiven und Wagen aus dieser Zeit eine "standesgemäße" Anlage zu spendieren.

Da ich mich mittlerweile immer mehr von den aktuellen "Hightech-Digital-Modellen" abgewendet habe und aus disem Grund schwerpunktmäßig mit Schmalpur- und Nebenbahnen beschäftigt habe, wuchs der Reiz etwas "hauptbahnmässiges" zu schaffen, wo die "Stars" meiner Kindzeit wie "TEE-Express, Rheingold und D-Züge" zum Einsatz kommen könnten. 

Da ich mich bis heute auf keiner meiner Anlagen mit automatisch geschalteten Signalen und Fahrstraßen beschäftigt habe, soll die Anlage auch "retro-mäßig" weitgehend automatisch, jedoch vollständig "analog" gesteuert werden.

Den letzten Anstoß gab mir dann der Besuch der Railhobby-Austellung in Bremen im November 2018, wo ich auf einem Verkaufstand eine vielbeachtete, kompakte Märklin-H0-Tischanlage bestaunen konnte, die einen Ausschnitt eines Großstadtbahnhofs zeigte und meinen Vorstellungen schon weitesgehend entgegenkam.

 

Der Start:

Ich begann ganz einfach mit einem kleinem Kreis auf dem Schreibtisch, den ich auschließlich mit sogenannten Industriegleisstücken zusammengesetzt habe. Diese gebogenen Gleise mit dem Radius 285mm hatte ich früher selbst nie besessen und war in zweifacher Hinsicht mehr als überrascht. Zum Einen, dass nahezu alle klassischen Märklin-Loks aus der Zeit der 70er Jahre, die teilweise bis zu 20-25 Jahre nicht mehr zum Einsatz kamen, anstandslos fiunktionierten ! (hin und wieder war nur ein Tropfen Öl oder etwas Reinigungs- und Kontaktflüssigkeit notwendig) und zum Anderen, dass alle Loks und Wagen diesen Radius ohne Entgleisung durchfuhren!  

Zur Zeit bin ich richtig begeistert von den klassischen, teilweisen stark bespielten Modellen aus dieser Zeit. Insbesondere deren einfache, robuste Ausführung und Analogtechnik fasiziniert mich zunehmend, so dass ich entschieden habe, alle laufenden Modellbau-Projekte zu unterbrechen (leider auch mein bereits seit mehr als 15 Jahre ruhendes H0e-Schmalspurprojekt) um die Planungen für das Märklin H0-"Retro" oder "Vintage" Projekt zu intensivieren. 
 

Mit Hilfe von vorhandenen Resten des "Märklin H0-Gleisplanspiels" habe ich über mehrere Zwischenstadien einen vorläufigen Endstand des Gleisplans erarbeitet. Auf die verschiedenen Zwischenstände gehe ich an dieser Stelle nicht näher ein und präsentiere lediglich das vorläufige Endprodukt. 

Die Abbildung zeitgt den gesamten Gleisplan, der im wesentlichen einen kleinen Bereich (Vorfeld) eines Großstadtbahnhofs zeigen soll, bei dem zwei zweigleisige Hauptstrecken zusammengeführt werden bzw. sich trennen. Zusätzlich ist eine eingleisige Pendel-Nebenstrecke angedeutet (im Inneren).

Die angedeute abzweigende gerade zweigleisige Strecke im Vordergrund soll nicht befahren werden und soll nur den hauptbahnartigen Charakter unterstreichen (aus diesem Grund könnten u.a. die Kreuzungsweichen durch einfache Kreuzungen ersetzt werden). Auf den beiden Ringstrecken könnten abwechselnd maximal jeweils 2 Zuggarnituren in jede Richtung unterwegs sein. Wobei ich die hierfür notwendige Schaltung noch nicht entwickelt habe, wenn jeweils im Rechtsverkehr gefahren werden soll. Für einen 3-Zug Betrieb (z.B. ein Zug im Innenkreis  von rechts nach links) und 2 Züge im Aussenkreis von links nach rechts mit Wechselschaltung im  hinteren zweigleisigen "Schattenbahnhof" sollte die "schaltungstechnische Herausforderung" lösbar sein. Die nächste Abbildung zeigt den sichtbaren Gleisbereich (weniger als 1/4 des gesamten Gleisplans !)

Der Platzbedarf der Gesamtanlage beträgt lediglich ca. 140 x 105 cm. Die Anlage soll durch eine Großstadtkulisse etwa in der Hälfte gestrennt werden. Der rechte vordere Teil soll durch eine Bahnsteighalle oder ähnlichem überbaut und dadurch verdeckt werden. Der linke Teil durch eine Mauer bzw. Tunnelportale.

Ein erster Testaufbau mit "fliegend" verlegten Gleisen bestätigte im wesentlichen die entwickelten Gleisplanidee, wie die nächsten beiden Aufnahmen des Gesamtplans und des "sichtbaren" Gleisfelds zeigen.

Und mit etwas Fantasie kann man sich schon ein wenig den Betriebsablauf und die weitere Gestaltung vorstellen.

 

Als Zwischenstand ist festzuhalten, dass die Projektidee demzufolge mit einem Platzbedarf von ca. 140 cm x 105 cm unter Verwendung des kleinsten Industriekreises realisierbar ist. Die weitere Umsetzung kann in folgenden Schritten ablaufen.

1.) Herstellung des Anlagenunterbaus mittels Sperrholzplatte und Holzleisten für den Rahmenunterbau sowie Verlegung einer Korkmatte als Gleisunterbau und Schallschutz. Obwohl ich keine besonderen Tischlerfähigkeiten besitzte, dürften diese Arbeiten mit Hilfe von Baumarkt-Zuschnitt und vorhandener Kreissäge kein allzu großes Problem darstellen.

2.) Herstellung des endgültigen Gleisbildes mit Verkabelung der Stromkreise und abschaltbaren Gleisabschnitten, Schaltgleisen, Signalen, etc. mit der Möglichkeit des "Automatik-Betriebs" mittels Schaltgleise sowie des "Handbetriebs" mittels Märklin Schalt- und Stellpulten. (Erforderliche Gleise und Weichen sind bereits vorhanden, Schaltgleise und Signale müssen noch großteils beschafft werden). Die Automatik-Schaltung der Fahrstrassen und Signale muss ich noch entwickeln, was ich mir mit Hilfe eines ebenfalls im Fundus überlassenen Märklin Signalbuches durchaus zutrauen würde. Damit wäre bereits der reine Fahrbetrieb möglich. Manche meiner Projekte enden an dieser Stelle oder stocken dann zumindest für längere Zeit.

3.) Oberleitung entweder als Attrappe (mit der Möglichkeit des "angebügelten fahrens") oder als funktionsfähige Oberleitung. Im sichtbaren Bereich mittels Märklin-Oberleitung und im verdeckten Bereich mit der Einfach-Tunneloberleitung der Firma HERAS. (bereits vorhanden)

4.) Herstellung der vorderen -abnehmbaren-Abdeckung in Form einer Bahnsteighalle oder ähnlichem mit den Maßen ca. 60cm x 50cm. Dies macht in jedem Fall einen Selbstbau erforderlich. Erfahrungen hierzu habe ich leider noch keine. Ich denke mit Vierkant-Holzleisten aus dem Baumarkt und Karton oder Bastelpapier wäre das machbar, aber auch eine echte Herausforderung für mich. Von der Firma Joswood gibt es ein Modell der Bahnsteighalle des Bahnhofs Leipzig mit den Maßen 600x480cm als Lasercut-Bausatz für ca. 300,-€....

5.) Landschaftsbau der Mauerwerksarkaden und Tunnelportale und "großstädische Überbauung mit Halbrelief- oder mit anderen geeigneten Gebäudemodellen und Herstellung einer Kulisse (ca. 140 cm x 60 cm) in der Anlagenmitte. Diese sind derzeit -außer einem ebenfalls im Fundus enthaltenen Vollmer-Modells des Bahnhofs "Baden-Baden" nicht vorhanden. Dies dürfte jedoch insgesamt kein Problem darstellen, Erfahrungen mit dem Ausdruck und Aufkleben von Hintergründen sind bereits vorhanden.

Da ich noch keine Vorstellung bezüglich des Anlagen-Standorts habe und mein Hobby-Keller bereits nahezu vollständig mit fertigen und halbfertigen Projekten belegt ist, soll die Anlage im abgebauten Zustand auch hochkant lagerfähig sein. Für diesen Zweck müssten Bahnsteighalle, Hintergrundkulisse und Überbaunung abhehmbar sein.  Die Trafos und Schalt- und Stellpulte könnten auf der hinteren Anlagenhälte oder im Unterbau Platz finden. 

Wer bis zu diesem Punkt noch nicht von der Projektidee überzeugt sein sollte, der soll einfach die nachfolgenden Bilder betrachten, die ich auf der Railhobby in Bremen im November 2018 von der o.g. beschriebenen Anlage gemacht habe, und auf sich einwirken lassen. Leider ist mir der Name und Kontaktadresse des Erbauers nicht bekannt.

Aus meiner Sicht eine echte Alternative zu den gesuperten Anlagen à la Brandl und den überzüchteten Digital+Sound Lok-Modellen der Preisklasse von 300,- € plus, wie sie nahezu monatlich in jeder Modellbahnzeitschrift zu sehen sind.


(Quelle:internet)

Zur Zeit erfolgt die Beschaffung weiterer gebrauchter Schaltgleise und Signale. Leider ist die Anlagentiefe von 107 cm etwas zu breit um die Anlage später waagerecht in einem aktuellen C-Klasse Kombi zu verladen, so dass ich derzeit überlege die Anlage wieder etwas zu verschlanken, was natürlich zu Lasten der Betriebsmöglichkeiten gehen würde.

Zwischenzeitlich ist die erste Stufe des Verschlankungsprozesses abgeschlossen. Der Bahnhof wurde um ein Bahnsteiggleis reduziert. Betrieblich ist weiterhin ein 4-Zug Betrieb vorgesehen. Jeweils 2 Züge auf dem Innenkreis im Uhrzeigersinn mit Fahrtwechsel auf den Gleisen 2 und 3 und 2 Züge auf dem Aussenkreis gegen den Uhrzeigersinn mit Durchfahrt auf Gleis 4 und Wechsel auf den beiden hinteren Ausweichsgleisen.

Das Gleis 1 ist nur Attrape. Die Wechselschaltung für die beiden Innenkreiszüge konnte schon realisiert werden. Momentan benutzt der Zug im Aussenkreis im hinternen Bereich das gleiche Gleis wie der Zug auf Gleis 3 des Innenkreises. Hierfür wurde ein weiteres Signal an der Ausfahrt von Gleis 4 plaziert, welches durch den Zug auf Gleis 3 angesteuert wird und dadurch eine Kollision auf dem hinteren gemeinsam bneutzten Gleisabschnitt vermieden wird. Für den Weiterbau benötige ich noch mindestens 2 weitere Signale.

Automatik-Betrieb /(Stufe 1)
Vorderseite:
Gleis 1: Attrape als Abstellgleis mit Märklin-Umbauwagen
Gleis 2: Durchfahrt E41 mit Nahverkehrszug (Zug1)
Gleis 3: Halt MY1100 mit DSB Schnellzug (Zug 2)
Gleis 4: V160 mit D-Zug (Zug 3)
Rückseite:
Gleis 1: Innenkreis (Zug 1)
Gleis 2: Innenkreis / Aussenkreis (Gleiswechselbetrieb Zug 2/Zug 3)
Gleise 3+4: noch nicht in Betrieb, späterer Wechselbetrieb Zug 3 mit Zug 4 (und eventuell Zug 5)

Heute konnte ich im einen der letzten verbliebenden Modellbahnläden in Bremen ("Das Depot"- An und Verkauf, Verdener Straße 37, 28205 Bremen) einige neue, orginalverpackte Signale für 10,- € pro Stück -wie auch zuvor 5 Schaltgleise- erwerben und damit die Schaltung für den hinteren Bereich für die Gleise 3+4 fertigstellen.

Der Automatik-Betrieb (Stufe 2)
Vorderseite:
Gleis 1: Attrape als Abstellgleis mit Gepäckwagen und D-Zug-Speisewagen
Gleis 2: MY1100 mit DSB Schnellzug (Zug 1, im Uhrzeigersinn)
Gleis 3: V200 mit D-Zug (Zug 2, im Uhrzeigersinn)
Gleis 4: frei für Durchfahrt (Zug 3+ Zug 4, gegen Uhrzeigersinn)
Rückseite:
Gleis 1: über Innenkreis (Zug 1)
Gleis 2: über Innenkreis und Weichenverbindung (Zug 2)
Gleis 3: E41 mit Umbauwagen (Zug 3)
Gleis 4: BR 24 mit SBB Nahverkehrswagen (Zug 4)


Mittlerweile funktioniert alles prima. Die Position der Signalabschnitte und der Schaltgleise wurde so optimiert, dass maximale Gleislängen erzielt werden konnten. Damit kann auf dem Gleis 4 im hinteren Bereich ein Zug mit 3 Schnellzugwagen mit 24 cm Länge überholt werden. Das Gleis 3 ist leider etwas kürzer. Im Innenkreis können Züge mit 5 Schnellzugwagen mit 24 cm Länge sicher überholt werden. Aufgrund des sehr engen Industriekreisradiuses ist ein Betrieb mit 3 Wagenlängen noch sicher.
Theoretsich wäre noch ein weiterer Zugeinsatz im Aussenkreis möglich. Die Kombination der beiden "Automatik Stufen" würde zwei zusätzliche -manuelle- Schaltvorgänge (1x Signal, 1 x Bogenweiche) benötigen und ist für den weiteren Projektausbau vorgesehen. 

Der Gleisplan wurde noch einmal ein wenig optimiert. Die Weichenverbindung zwischen den hinteren Gleis 1 und Gleis 2 wurde ein wenig nach rechts versetzt, so dass nun auf Gleis 2 für den Verkehr gegen den Uhrzeigersinn, eine weitere Abstellmöglichkeit entsteht. Somit ist nun in Verbindung mit einem weiteren Signal ein 5-Zug Verkehr möglich. Ferner wurden im Bereich des Gleises 1 im vorderen Bereich und über Gleis 1a im hinteren Bereich weitere Abstellmöglichkeiten geschaffen. Hier wäre sogar ein 6.Zug als Pendelverkehr über den linken Innenkreis gegen den Uhrzeigerverkehr zwischen den beiden Abstellgleisen Gleis 1 und Gleis 1a möglich.

Der aktuelle Gleisplan im sichtbaren Bereich.

Die Überlegungen zur konstruktiven Gestaltung des Rahmens und der Grundplatte sind nun auch weiter fortgeschritten.

Der Unterrahmen und die Grundplatte werden geteilt ausgeführt. Somit müssen 5 Gleise, die die Trennlinie überschreiten, teillbar ausgeführt werden. Durch Verwendung von Ausgleichsstücken können die Gleistrennstellen einheitlich jeweils an den Viertelkreisen (90°) erfolgen. Die beiden Grundplattenhälfen können am Rahmenunterbau durch Schloßschrauben fest verbunden werden. Für die elektrischen Verbindungen suche ich noch nach einer Lösung. Zur Zeit bevorzuge ich die Lösung mit Lüsterklemmen und entweder Steckverbindungen oder Kabelverbindungen. Die Anlagengestaltung betrifft nur den vorderen Bereich, die Überbauungen, die Hintergrundkulisse und die Gleishalle sollen ebenfalls lösbar gestaltet werden.
Die Konstruktion für die Halle steht als nächstes an, hier wäre ich für Anregungen dankbar. Mir schwebt zur Zeit vor, die Querprofile der Dachkonstruktion ähnlich wie FREMO-Seitenprofile aussägen zu lassen. Die Längsträger könnten mit einfachen Profilholzleisten gestaltet werden. Zur Zeit bin ich ebenfalls auf der Suche nach geeigneten großstädtischen Halbreliefhäuser oder Häusern. Hierzu ist der zur Verfügung stehende Raum noch genauer zu ermitteln.